Seeing Matisse - mit anderen Augen
Henri Matisse, Die blauen Augen (Les yeux bleus),
Porträt von Lydia Delektorskaja, 1935
Lydia Delektorskaja zog in den späten zwanziger Jahren im Atelier
von Matisse ein. Sie rückte hauptberuflich zu seiner Sekretärin auf
und saß ihm gelegentlich auch Modell.
Françoise Gilot, die Malerin und über zehn Jahre
hinweg Lebensgefährtin Picassos und
Mutter von Claude und Paloma Picasso, beschreibt in ihrem Buch
Matisse und Picasso - Eine Künstlerfreundschaft,
© 1990 Kindler Verlag GmbH, München,
Lydias ebenmäßige
Züge mit mandelförmigen Augen und gerader
Nase und ihre eigentümlich verhaltene Sinnlichkeit.
Glaubt man ihr, so taucht Lydia bei Matisse
immer wieder als Leitmotiv für Frieden und heitere Seelenruhe auf,
wobei diese Bilder das Modell eindeutiger als gewohnt in seiner
individuellen Eigenart charakterisieren.
Meine blauen Augen,
nach Matisse, 1997
Der Name Lydia ist mir als die zweite Frau meines
Urgroßvaters im Kinderohr. Es mag sein, daß der
Singsang des Namens in dieses Bild eingegangen ist. Es entstand
an einem Sonntagmittag
im Juli vor der Landratswahl in Landau, Pfalz - der vorige Landrat
hatte sich von seinem eigenen Auto überfahren lassen.
Wir waren auf dem Sprung zu Bernhards Freundin Ilse. Die Zeit zu malen hatte
ich eigentlich nicht.
Das Faunische des Gesichts, die Mickey Mouse Maske und die Verträumtheit
sind weniger der kleinen schwarzweißen Reproduktion meines zerlesenen
Exemplars dieser Taschenbuchausgabe von der Gilot (siehe oben)
abgeschaut, als aus mir selber geworden.